Privatsphäre ist derzeit ein heißes Thema bei den führenden Akteuren im Smart-Home-Bereich. Und das zu Recht.
Die großen Drei
Die großen Drei, Amazon Alexa, Google Assistant und Apple HomeKit, haben ihre Auffassung zur Privatsphäre in Smart Homes geändert, da der Markt immer mehr Widerstand gegen die Datenerfassung aufzeigt. Die jüngste Veränderung in der Denkweise lässt sich am besten mit einem Zitat des Vizepräsidenten für Apples Ingenieurwesen zusammenfassen:
“Neue APIs integrieren Kameras und Türklingel zum ersten Mal mit HomeKit, jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Die zukünftigen Arlo-, Eufy-, Logitech- und Netatmo-Geräte werden Videos an ihren HomeKit-Hub (Apple TV, iPad, HomePod) zur lokalen Verarbeitung übergeben, bevor sie verschlüsselt und für zehn Tage kostenlos an iClouds gesendet werden. Die meisten Heimkameras senden heute Videos in die Cloud, wo sie analysiert werden. Leider gefährdet dies ihre Privatsphäre, wofür wir aber eine Lösung gefunden haben. HomeKit wurde von Anfang an so konzipiert, dass die Privatsphäre und die Sicherheit ihres Heimzubehörs geschützt werden.”
Dieses Zitat ist äußerst wichtig, weil es deutlich veranschaulicht, dass die drei großen Akteure nicht nur einige ästhetische Aktualisierungen präsentieren, um das Thema Datenschutz anzugehen, sondern sich vielmehr gegenseitig in der Strategie herausfordern werden, wie sie wirklich um Ihre Daten sorgen. So ist Datenschutz offiziell zur Priorität Nr. 1 geworden, wenn Kunden über intelligente Geräte nachdenken.
Sehen wir uns nun die nächsten Schritte an, die jeder Smart-Home-Akteur unternimmt, um dies zu gewährleisten:
Apple HomeKit
Apple hat sich viel mehr Gedanken über Privatsphäre gemacht als die anderen Tech-Giganten. Und das kann man sehen... Während dies natürlich viel mit seiner High-End-Benutzerbasis zu tun hat, ist Apples komplette Infrastruktur im Vergleich zu Google und Amazon darauf eingestellt, Daten lokal, und nicht in der Cloud, zu verarbeiten. Apple HomeKit als das Kernstück der Apple Smart Home Play funktioniert tatsächlich zu fast 100% lokal.
Mit den jüngsten Bedenken des Marktes haben aber Kunden begonnen, mehr Kontrolle über ihre Privatsphäre zu verlangen. Dies hat die jüngste Entwicklung in Bezug auf die Art und Weise ausgelöst, wie diese Plattformen Ihre Privatsphäre wahrnehmen und Sie diese kontrollieren lassen.
Apple hat HomeKit Secure Video im November 2019 eingeführt und mit Logitech Circle 2 Kameras gestartet. HomeKit Secure ist ein großartiger Schritt für Apple. Wenn Sie jedoch an die innovativen Funktionen moderner Sicherheitskameras gewöhnt sind, müssen Sie möglicherweise warten, bis Sie die gewöhnte Funktionalität mit einer größeren Sicherheitsstufe erhalten.
HomeKit Secure Video-Kameras können so eingestellt werden, dass sie Videos aufzeichnen und übertragen, sie nur übertragen, oder dass jede Kamera einzeln ausgeschaltet wird. Sie können auch verschiedene Betriebsmodi zuweisen, abhängig davon, ob Ihre Familienmitglieder zu Hause oder unterwegs sind. Obwohl es noch einige Benutzererfahrungsschwachstellen in Bezug auf das Ein- und Ausschalten der Kameras gibt, bietet die HomeKit Secure-Kamera eine einfache Möglichkeit, Kameras mit einem von HomeKit unterstützten Stecker anzuschließen und über Ihre HomeKit-App zu steuern.
Dies wird sich in Zukunft voraussichtlich ändern, da die Steuerung Ihrer Kameras über Siri-Sprachsteuerung, HomeKit-App, Szenen, Automatisierung, Verknüpfungen usw. möglich sein wird.
In Bezug auf die Steuerung der Kameraauflösung und -perspektive gibt es ein überraschendes Novum: Sobald Sie zu Apples neuer Secure-Video-Funktion wechseln, können Sie nicht mehr auf die Circle 2-Kamera über die Logitech-App zugreifen.
Logitech hat zum Beispiel Umschalter für die Einstellung der Circle 2-Kamera für die Videoaufnahme in 720p HD oder 1080p Full HD eingebaut. Obwohl die niedrigere Auflösungsoption ideal für die verbesserte Leistung in langsameren Netzwerken war, stellt aber Apples Home-App die Kameras standardmäßig auf 1080p ohne Umschalter ein.
Apple hat eine der heutzutage standardmäßigsten Funktionen von Heimüberwachungskameras nicht eingebaut: Bewegungszonen.
Mit Bewegungszonen können Sie einen Bereich um das Sichtfeld der Kamera herum eingrenzen und auswählen, ob Ihre Kamera z.B. nur Fenster und nicht den Teppich auf dem Boden überwachen soll, auf dem sich Ihr Haustier regelmäßig aufhält.
Die Überprüfung von Kameravideos könnte einfacher werden
Obwohl die Überprüfung Ihrer Aufnahmen zwar brauchbar ist, schreit sie nach Verbesserungen, insbesondere bezüglich der Navigation innerhalb einzelner Videos. Eine der besten Funktionen der Logitech Circle 2-App ist die Anzeige eines Zeitraffers des vorigen Tages, die HomeKit Video Secure nicht bietet.
Es gibt nur einen einzigen großen Bildschirm zum Abspielen von Videos, und dieser wird von Secure Video (Apple TV) noch nicht unterstützt.
Sie können sich Ihre Kameraaufnahmen innerhalb der HomeKit-App auf iPhone, iPad, iPod Touch und iMac ansehen, aber nicht auf dem offensichtlichsten und größten Bildschirm: Ihrem Fernseher über Apple TV.
Das wird sich voraussichtlich bald ändern. Alles in allem ist HomeKit Secure Video ein kleiner Schritt für Apple, aber ein großer Fortschritt für die Menschheit. Insbesondere gilt das für Besitzer von KNX- und Loxone-Smart-Homes, die nun aus einer Vielzahl von Kameras und Gegensprechanlagen wählen können, die sich über eine einzige mobile App sicher steuern lassen. Unter Berücksichtigung der begrenzten Verfügbarkeit und Kompatibilität mit KNX und Loxone erwarten wir, dass Benutzer bald über viel größere und preisgünstige Auswahlmöglichkeiten verfügen werden.
Quelle: https://9to5mac.com/2019/11/19/homekit-secure-video-missing-features/
Amazon Alexa
Da Apple in der Frage des Datenschutzes definitiv den Stein ins Rollen gebracht hat, war Amazon gezwungen, zu reagieren und seine marktführende Position zu schützen, die bereits mehr als 100.000 von Alexa unterstützte Geräte umfasst. Amazons Hardware-Chef David Limp hatte kurz vor der CES 2020 eine starke Meinung zum Thema Datenschutz geteilt:
“Jedes Mal, wenn Datenschutz zur Sprache kommt, denke ich, dass es in unserer Verantwortung liegt, den Ball weiter nach vorne zu bringen. Wir werden niemals aufhören. Solange wir es für wichtig halten und es von Kunden bestätigt wird, werden wir weiterhin neue Wege erfinden, um diese Produkte offensichtlich reizvoller, aber auch allgemein sicherer zu machen.”
Angesichts des Engagements von Amazon für eine nutzerorientierte Produktentwicklung können wir optimistisch in die Zukunft schauen. Am Ende setzen aber wir, die Verbraucher, und unsere Brieftaschen die Prioritäten der Produktentwicklungspläne dieser Unternehmen!
Die ersten Schritte zur Verbesserung des Datenschutzes wurden bereits auf Amazons Veranstaltung im September vorgestellt, als Herr Limp demonstrierte, wie ernst sein Unternehmen den Datenschutz nimmt. Amazon enthüllte eine Reihe neuer Funktionen, die den Verbrauchern mehr Kontrolle über die Datenschutzeinstellungen von Alexa geben. Zu diesen Funktionen gehören das automatische Löschen von Aufzeichnungen, die Verhinderung der Aktivierung von Alexa zu unbeabsichtigten Zeiten und mehr Datenschutzkontrollen für die Ring Sicherheitshauskameras.
Zusammen mit der automatischen Löschfunktion hat Herr Limp auch eine neue Möglichkeit für Kunden vorgestellt, damit sie besser verstehen können, was Alexa aufzeichnet und warum sie sich auf eine bestimmte Weise verhält. Kunden können nun zu ihren Echo-Sprechern sagen: “Alexa, sag mir, was du gehört hast” und “Alexa, warum hast du das getan?”. Amazon hat auch eine neue Funktion Alexa Communcations for Kids geschaffen, damit Eltern wählen können, mit welchen Kontaktpersonen ihre Kinder in der Echo Dot Kids Edition sprechen dürfen.
Das sind einige gravierende Schritte in die richtige Richtung, aber es gibt auch etwas, das wir über diese Technologie verstehen müssen:
Die Analyse von Aufzeichnungen ist entscheidend für die Optimierung der Spracherkennungsleistung und die Industrie ist definitiv darauf ausgerichtet. Überwachung ist für Entwicklung notwendig, und nur ein kleiner Teil der Aufnahmen wird manuell überprüft. Die Mehrheit des Marktes versteht das auch, Menschen aber fordern trotzdem von Amazon mehr Transparenz in diesem Prozess.
Vor diesem Hintergrund bietet Amazon die Möglichkeit, dass Kunden, wenn sie es wünschen, menschliche Überprüfungen für ihre Produkte ablehnen können. Hand in Hand hat Amazon den Alexa Privacy Hub auf seiner Website vorgestellt, wo Benutzer jeden Tag ihre Aufnahmen löschen können, indem sie sagen: “Alexa, lösche alles, was ich heute gesagt habe”.
Diese Funktion nähert sich jedoch den von Menschen erwarteten Aktualisierungen nicht vollständig.
Die Möglichkeit, Alexa zu fragen, was sie gehört und warum sie etwas getan hat, ist zwar in Ordnung. Die totale Kontrolle darüber zu haben, wie unsere Daten gesammelt und verarbeitet werden, ist aber das, was Kunden wirklich wollen.
Die Möglichkeit, Aufzeichnungen zu löschen und menschliche Überprüfungen zu deaktivieren, sind trotzdem zwei wichtige Schritte in die entsprechende Richtung.
Quelle: https://www.cnet.com/news/amazon-bolsters-alexa-privacy-after-user-trust-takes-a-hit/
Google Home
Wie Apple und Amazon präsentierte auch Google verschiedene Ergänzungen zu seinem Umgang mit Datenschutz, insbesondere mit der Kontrolle über das Löschen von Aufzeichnungen. Sie können nun alles, was Sie gesagt haben, einfach mit dem Befehl “Hey Google, das war nicht für dich” löschen, und zwar jedes Mal, wenn Sie etwas sagen, dass Sie nicht gespeichert haben wollen.
Dies ist eine leistungsstarke Funktion, da Sie Daten, die Sie an Google senden, zumindest in einer gewissen Weise anpassen können.
Neben dem können Benutzer auch die folgende Frage stellen: “Hey Google, speicherst du meine Audiodaten?”. Ähnlich wie bei Alexa führt Sie dieser Befehl direkt zum Bildschirm mit den Datenschutzeinstellungen, wo Sie Ihre Einstellungen für die Datenerfassung ändern und die komplette Aktivität Ihres Sprachassistenten aus Ihrem Google-Konto löschen können. Dieser Befehl lautet: “Hey Google, lösche alles, was ich diese Woche zu dir gesagt habe”.
Diese neuen Datenschutzfunktionen wurden nicht lange nach Googles Aktualisierung der Datenschutzbestimmungen im vergangenen Jahr veröffentlicht. Der Sprachassistent behält standardmäßig keine Audioaufzeichnungen bei. Dies bedeutet, dass Benutzer sich dafür entscheiden müssen, ob Google alle von dem Gerät erstellten Sprachaufzeichnungen speichert. Nutzer können auch frühere Audioaufzeichnungen einsehen und löschen.
Im Vergleich zu Amazon und Apple, die ernsthaftere Schritte unternahmen, um unsere Daten überhaupt nicht aufzubewahren, scheint Googles Aktualisierung rein ästhetisch zu sein. Dies hat eine mehr oder wenig spöttische Reaktion von der Tech-Community gegenüber Googles PR ausgelöst.
Wie dem auch sei, einige Unternehmen haben es (angesichts ihrer Ausgangsinfrastruktur) leichter als andere, das zu erreichen, was wir wollen. Der einzige Punkt der Debatte zum Datenschutz zu Beginn dieses Jahres ist, dass sich die Dinge endlich in die richtige Richtung bewegen.
Kurz gesagt: Assistenten waren noch nie so sehr mit der Privatsphäre und der Sicherheit von KNX und Loxone Smart Homes im Einklang wie heute, und wir können davon ausgehen, dass es nur noch aufwärts gehen wird.